Über 80-Jährigen soll ein sicherer und kostenloser Transport zum Impfzentrum ermöglicht werden.
Mit diesem Antrag appelliert die Koalition aus SPD, CDU und FDP im Regionalausschuss Wilhelmsburg/Veddel an die Gesundheitsbehörde, entsprechende Konzepte auf den Weg zu bringen. Der Ausschuss der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte tagt am Dienstag, den 26.01.2021. Die Koalition in Hamburg-Mitte bittet auf diesem Weg ihren Bezirksamtsleiter, sich bei der Gesundheitsbehörde für einen sicheren und professionellen Transport von über 80-Jährigen zum Impfzentrum einzusetzen. Die Kosten hierfür soll die Freie und Hansestadt Hamburg tragen.Das Problem ist offenkundig: Seniorinnen und Senioren über 80 sind weitaus gefährdeter als der Rest der Bevölkerung. Oft endet eine Infektion tödlich. Die Sterblichkeitsrate der Altersgruppe über 80 liegt bei 15%. Dreiviertel aller Covid-19 Todesopfer waren über 80 Jahre alt. Aufgrund dieser Bedrohung durch das Virus leben Hochbetagte seit fast 11 Monaten in freiwilliger häuslicher Isolation und haben wenig soziale Kontakte. Die Wohnung wird nur verlassen, wenn es unbedingt notwendig ist. Die Folgen dieser Isolation für die psychische und physische Gesundheit werden immer schwerwiegender: Viele bauen körperlich und geistig ab aufgrundvon Vereinsamung, Tristesse und Bewegungsarmut. Nur eine Impfung kann diesen Teufelskreis durchbrechen.Die Impfung für die über 80-Jährigen, die zu Hause leben, wird in der ersten Phase im Impfzentrum und erst später in der zweiten Phase in Arztpraxen durchgeführt. Die Fahrt ins Impfzentrum für die erste und zweite Impfung müssen die Seniorinnen und Senioren allerdings selbst organisieren und finanzieren. Die Stadt verweist hier auf das gut ausgebaute ÖPNV Netz. Obwohl 80 % der Hochbetagten in Hamburg nicht pflegebedürftig und noch recht fit sind, fahren die meisten der 114.000 über 80-Jährigen seit Monaten nicht mehr mit Bus und Bahn. Ihnen ist das Ansteckungsrisiko zu hoch, weil es jederzeit und unvorhersehbar von einem Augenblick zum anderen sehr eng werden kann.Einige aus dieser Gruppe können selbst mit dem eigenen PKW ins Impfzentrum fahren oder werden von nahen Angehörigen gebracht. Für den Rest bleibt als sichere Anfahrt zurzeit nur das Taxi. Auch wer nicht pflegebedürftig ist, aber aufgrund des hohen Alters sturzgefährdet und auf Gehhilfen und Rollator angewiesen ist, kann eine Taxifahrt wesentlich besser bewältigen als eine Fahrt mit Bus und Bahn.
Viele Menschen aus den Risikogruppen haben Angst sich auf dem Weg ins Impfzentrum anzustecken. In Hamburg darf sich niemand gezwungen fühlen auf das Impfen verzichten zu müssen, weil das Geld für ein Taxi fehlt. Gerade in diesen Zeiten müssen wir uns solidarisch zeigen. Alle die sich impfen lassen wollen, sollen auch die Chance dazu bekommen. Deshalb fordern wir einen kostenlosen und sicheren Transport für Risikogruppen in die Impfzentren
Timo Fischer (Fraktionsvorsitzender der FDP-Fraktion Hamburg-Mitte)
Wir brauchen dringend einen kostenlosen und sicheren Shuttleservice zum Impfzentrum. Bus und Bahn sind ungeeignet, weil das Anteckungsrisikos zu hoch ist. Die Kosten für ein privat organisiertes Taxi bei der vierfachen Strecke zwischen Wohnung und Impfzentrum können schnell dreistellig werden. Für viele Hochbetagte, die mit 446.-€ Grundsicherung im Monat oder einer kleinen Rente auskommen müssen, ist das eine zu hohe finanzielle Belastung. Das betrifft insbesondere viele Seniorinnen und Senioren im Regionalbereich Wilhelmsburg/Veddel, aber auch im gesamten Bezirk Hamburg-Mitte. Wer ein besonders hohes Sterbe-Risiko bei der Ansteckung mit dem Corona Virus hat und deshalb zur Gruppe mit der höchsten Impfpriorität gehört, sollte so schnell wie möglich geimpft werden. Er sollte nicht nur deshalb auf unbestimmte Zeit auf eine Impfung beim Hausarzt warten müssen, weil er den sicheren Transport zum Impfzentrum nicht selbst bezahlen kann.
Kesbana Klein, Mitglied der SPD-Bezirksfraktion Hamburg-Mitte und Wahlkreisabgeordnete aus Wilhelmsburg
Die Impfungen werden in Kürze wieder Fahrt aufnehmen. Auch wenn vereinzelt bereits Impfungen bei Hausärzten möglich sind, wird dies kurzfristig nicht derRegelfall sein, so dass das Impfzentrum der wichtigsten Anlaufpunkt für die jetzt zu Impfenden bleibt. Gerade in der Zielgruppe der über 80-Jährigen ist häufiger mit eingeschränkter Mobilität zu rechnen, so dass allein der Weg zum Impfzentrum eine abschreckende Hürde sein könnte. Auch eine mögliche Infektion bei der Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln schreckt viele ältere Menschen und ist dennoch für sie oftmals die einzige verfügbare Möglichkeit. Eine Kostenübernahme für eine Taxifahrt zum Impfzentrum und wieder nach Hause, wie etwa in Berlin, gibt es bislang in Hamburg nicht. Hier besteht kurzfristig akuter Handlungsbedarf. Es ist dringend nötig, kurzfristig ein positives Signal an die betroffenen Personen zu geben, wobei von vornherein auch – unabhängig vom Alter – mobilitätseingeschränkten Personen ein entsprechendes Angebot gemacht werden sollte.”
Dr. Gunter Böttcher (Fraktionsvorsitzender der CDU-Bezirksfraktion Hamburg-Mitte)